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Interview mit Kristina Bauer, artbauer.de – über Kunst und die Kunstszene in der Fünfseenregion

1) Was macht bedeutende Kunst für Dich aus?

Kunst ist dann bedeutend, wenn sie berührt. Wenn sie mir etwas gibt, worüber ich mir Gedanken machen und mir etwas dazu überlegen kann. Jedes Individuum tritt unterschiedlich mit einem Gemälde in Kontakt, jeder findet seine eigene Aussage, die ja ganz anders sein kann wie von einer anderen Person. Bedeutende Kunst schafft eine Verbindung mit ihrem Betrachter, regt an, löst Gefühle aus und macht schlichtweg etwas mit Einem.


2) Wie kamst Du zur Kunst?

Eigentlich male ich ja Musik. Ich bin Pianistin und komme ursprünglich aus der Musik. Wenn ich Musik gespielt habe, habe ich die Töne als Farben gesehen – das war schon immer so. Diese Farben und Formen der Musik haben sich dann in meinem Kopf zu einem Bild zusammengefügt. Musik und Kunst empfinde ich als Synthese.

 

3) Hast Du Kunst studiert?

Ich habe viele Jahre Klavier studiert und ein Kunststudium in Basel angehängt. Aber an sich habe ich alle meine Kenntnisse für meine heutige Arbeit aus dem Musikbereich gezogen. Die Wurzel meines Schaffens liegt schon in der Musik.

 

4) Was inspiriert Dich? Wer inspiriert Dich?

Also grundsätzlich schon mal klassische Musik (Beethoven, Opern), beziehungsweise eigentlich jede Musik. Dann natürlich die Natur, denn gerade in so einem schönen Gebiet wie hier kann man überall Inspiration finden: Der See mit seinen Spiegelungen, die Berge am Horizont, die Wiesen und Wälder, die Blumenvielfalt und und und. Da hat man einen unglaublichen Fundus an Farben und Eindrücken. Wenn man von inspirierenden Künstlern ausgeht, kann ich eigentlich sagen, dass ich alle Künstler liebe. In der abstrakten Kunst bewundere ich zum Beispiel Rupprecht Geiger oder natürlich Gerhard Richter. Aber da sehe ich es nicht als direkte Inspiration, sondern als unbewusste Eindrücke, die einfach so passieren.


 5) Wie würdest Du Deinen Malstil in 3 Worten beschreiben?

Abstrakt, farbenfroh, bewegt. Musik eben. Die ist ja auch bewegt und farbenfroh.

 

6) Was empfindest Du als schwierig im Schaffensprozess?

Hm, ich empfinde es als anstrengend, die vielen Ideen, die man so hat, zu sortieren. Das Aufhören ist fast das Schwierigste. Man beginnt und macht und tut und sollte dann aber irgendwann auch zum Abschluss kommen. Zu viele Ideen können ein Werk schon mal in eine Richtung führen, in die es ursprünglich gar nicht gehen sollte.

 

7) Hast Du dadurch schon mal ein Werk, auf gut deutsch, „versaut“?

Nein, nicht versaut, aber wenn man nicht rechtzeitig innehält und aufhört, bewegt sich das Bild zu weit weg von der Skizze und entwickelt eine Eigendynamik – was aber auch sehr interessant sein kann. Ich höre dann erst auf, wenn es wirklich stimmig ist.

 

8) Wie läuft Dein Schaffensprozess in der Regel ab?

Meistens höre ich ein Stück, welches sofort Farben und Formen in mein Inneres bringt. Dann liege ich oft nachts im Bett und male mir die Musik auf der Leinwand aus. Dann folgt der praktische Zugang bzw. die Überlegung darüber, wie ich es umsetzen und ausdrücken kann, welche Materialien ich brauche, welche Hilfsmittel. Die Skizze, die sich im Kopf gezeichnet hat, bringe ich dann zu Papier und auf dem Weg zur Leinwand fallen mir immer wieder Gegenstände ein, die ich in den Malprozess einbinden kann. Ich habe ja keine festen Arbeitszeiten und arbeite dann doch irgendwie ständig. Da werfe ich einen Blick in den Plastikmüll und entdecke etwas, was ich dazu benutzen kann, um die Kanten auf einem Gemälde zu schärfen. Oder ich sitze beim Essen und packe mir die Gabel, die mir vielleicht hilfreich sein könnte. (lacht)

9) Wie lange brauchst Du in etwa für ein Werk?

Puh, das kann man nicht sagen. Dafür müsste ich definieren können, wann der innerliche Prozess um ein Bild herum beginnt und wann er endet. Ein Gemälde reift bei mir manchmal über Jahre hinweg. Der praktische Prozess variiert und zögert sich entweder länger oder kürzer hinaus. Grundsätzlich kann man es schwer in Zeitabstände fassen, da den Prozess stetig viele Eindrücke beeinflussen. Ein Bild, bei dem gedanklicher sowie praktischer Prozess länger gedauert haben, ist zum Beispiel der „Fliegende Holländer“ aus dem Opern-/Ballettzyklus. Hier habe ich vielschichtig gemalt und viel gegrübelt: Etwas Dunkles, dann wieder mehr Licht, etwas Mystisches, vielleicht doch ein anderer Blaufarbton?

 

10) Hast Du ein Bild, das Dir besonders am Herzen liegt?

Nein, ich fühle alle meine Bilder, jedes hat seine einzigartige Geschichte.

 

11) Wie lebt es sich als Frau in der Kunst?

Praktisch gesehen stellen Familie und Kinder schon eine Zerreißprobe dar. Andererseits wachsen die Bilder in meinem Kopf ja nebenbei und die beiden Welten befruchten sich auch auf eine Art und Weise gegenseitig. Generell gibt es in der Kunstwelt zum Glück nicht so einen großen Gap wie in anderen Berufsfeldern und ich bemerke auch einen Anstieg an fantastischen Künstlerinnen, die sich neben den Künstlern behaupten.

 

12) Seit wann und wo wohnst Du im 5Seenland?

Ich lebe seit 10 Jahren in Tutzing und bin gebürtige Münchnerin. Meine Schwester und ich waren jahrelang als Klavierduo unterwegs und haben gerne den Starnberger See als Stadtflucht genutzt. Nun wohnen wir beide mit unseren Kindern hier.

 

13) Wieso ist die Fünfseenregion – gerade bzgl. der Kunstszene – so ein besonderer Ort?

Die Fünfseenregion ist insgesamt ein sehr kulturinteressierter Landstrich. Hier gibt es viele Konzerte, Ausstellungen, Lesungen und so weiter. Dadurch, dass es auch keine Großveranstaltungen wie in der Stadt sind, ist man näher am Objekt und am Künstler. Allein das Interesse an Kunst und Kultur in Tutzing ist sehr groß. Man findet ein reiches, qualitativ hochwertiges, kulturelles Angebot, aber dennoch auch die Nähe zur Natur und diese Parallelität befruchtet und begünstigt sich gegenseitig.

 

14) Was ist Dein Lieblingsort im Fünfseenland?

Tutzing (lacht). Naja, nein, schon der ganze Fünfseen-Bereich. Der Ammersee ist ebenfalls wunderschön und auch sonst entdeckt man nach 10 Jahren immer wieder Neues. Und man hat die Möglichkeit, sich entweder ins Leben reinzuwerfen und all die spannenden Charaktere hier kennenzulernen, sich zu connecten, und gleichermaßen Orte der Ruhe und Besinnung aufzusuchen. Diese Dualität ist super! Auch wenn man sich von der Stadt entfernt, hat man nicht das Gefühl mit dem städtischen Leben zu brechen, da sich hier beides verbindet.

 

15) Wann findet Deine nächste Ausstellung statt?

Der nächste Termin ist die Gemäldeaustellung (Opernzyklus) im Schloss Nymphenburg am Sonntag, den 10.7.2022 von 11-17 Uhr. Im Zusammenhang mit einem Projektstipendium des Staatsministeriums habe ich die Möglichkeit, dort meine Werke zu präsentieren. Die darauffolgende Veranstaltung ist eine offene Soloausstellung am 17.7. in Tutzing.

 

16) Was würdest Du Dir in Bezug auf die Kunstszene in der Fünfseenregion wünschen?

Also eigentlich kann alles bleiben wie es ist und sich stetig in dieser Form weiterentwickeln. Die Ansätze, Kunst Raum zu geben, sind sehr gut: Es gibt viele offene Ateliers, Museen etc. Allein das Buchheim Museum ist fantastisch. Das Fünfseenland ist ein Kreis, der kulturell sehr unterstützt wird und der Hunger der Leute ist so groß, dass man das Angebot immer weiter ausbauen kann.

 

17) Was würdest Du Deinem 20-jährigen Ich raten?

Oh, ich glaube, ich würde ihr raten, offen zu sein. Eindrücke des Lebens aufzunehmen, sich treiben zu lassen und das zu tun, was man liebt. Ich war schon immer Künstlerin, aber da kam dann zuerst das Pianistin-Sein und dann das Mama-Sein – ich finde, dass verschiedene Lebensabschnitte verschiedene Schwerpunkte mit sich bringen. Grundsätzlich würde ich meinem jüngeren Ich raten: Lass dem Zusammenspiel der Künste seinen freien Lauf.

 

Kontakt: Telefon: +49 172 1470164, Mail: kontakt@artbauer.de

Fotos: Kritina Bauer, artbauer.de

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